Daniel F. Lauber, der Begriff «Greenwashing» ist allgegenwärtig. Wie begegnen Sie diesem Thema als Hotelier im alpinen Raum?
Transparenz und ernst gemeinte Massnahmen sind beim Thema Nachhaltigkeit unerlässlich. Abgesehen davon sind die Gäste und Mitarbeitenden heute mündig genug und durchschauen jegliche Versuche von Greenwashing.
Wo sehen Sie die Grenze zwischen glaubwürdiger Kommunikation und Greenwashing?
Die Grenze liegt für mich dort, wo man Nachhaltigkeit zur reinen Imagepflege instrumentalisiert – ohne Substanz. Glaubwürdigkeit entsteht dann, wenn das, was man kommuniziert, auch im Alltag spürbar ist. Wenn Gäste merken: «Ah, da passiert wirklich etwas – das ist nicht nur ein Satz auf der Website.»
Beobachten Sie in der Branche eine Tendenz, Nachhaltigkeit eher als Verkaufsargument denn als echtes Unternehmensziel zu nutzen?
Nachhaltigkeit ist kein Verkaufsargument, sondern eine Haltung. Der Gast erwartet, dass die Branche ihre Hausaufgaben macht, und sieht es als Standard an. Ein USP ist dies schon lange nicht mehr.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Gäste nicht nur Marketingversprechen, sondern echte Massnahmen erleben?
Nachhaltigkeit ist immer eine ausgewogene Mischung aus Ökologie, sozialem Engagement und ökonomischen Aspekten. Bei uns beginnt Nachhaltigkeit nicht bei der Zimmerkarte aus Holz, sondern bei der Infrastruktur, den Arbeitsbedingungen oder der Beziehung zu lokalen Produzenten. Wir kommunizieren dabei nicht offensiv, weil wir als Unternehmen in der Pflicht stehen, dies umzusetzen – ohne Marketingversprechungen.
Wie vermeiden Sie, dass Nachhaltigkeitsmassnahmen nach aussen nur als «grünes Feigenblatt» wirken?
Indem wir Nachhaltigkeit nicht als separate PR-Kampagne betreiben, sondern als Teil unserer Kultur. Unser strategischer Pfeiler Beyond Sustainability hinterfragt auch unsere eigene Rolle kritisch. Wir setzen auf Kreislaufwirtschaft, faire Beziehungen und langfristiges Denken – und lassen uns dabei auch gern challengen. Daneben messen wir die Massnahmen regelmässig, etwa mit dem Label von Ibex Fairstay.
Nachhaltigkeitist kein Verkaufsargument, sondern eine Haltung.
Reichen Labels aus, um sich gegen den Vorwurf des Greenwashings zu wehren, oder braucht es mehr?
Labels helfen sicher dabei. Aber wenn die Absicht nicht aufrichtig und Nachhaltigkeit nicht in der Unternehmenskultur verankert ist, bringen auch Labels nichts.
Viele Betriebe fürchten, dass echte Nachhaltigkeit mit hohen Investitionen verbunden ist. Teilen Sie diese Sorge aus Ihrer Erfahrung?
Nachhaltigkeit kostet – vor allem aber Zeit, Aufmerksamkeit und Mut. Natürlich gibt es Investitionen, etwa in die Infrastruktur. Aber vieles hat mit Haltung zu tun, nicht mit Geld.
Welchen langfristigen Nutzen hat nachhaltiges Wirtschaften für Betriebe?
Langfristig rechnet sich nachhaltiges Wirtschaften fast immer – ökologisch, sozial und auch wirtschaftlich. Zudem wird es nicht nur für Gäste zum Standard, sondern auch für Mitarbeitende. Viele unserer Talente wählen das «Cervo» als Arbeitgeber, gerade weil wir nachhaltig unterwegs sind.
Wollen Ihre Gäste tatsächlich wissen, was hinter den Kulissen passiert, oder genügt ihnen der «grüne Anstrich»?
Gäste schätzen, dass wir die Hausaufgaben machen und mit dem Thema ernst umgehen. Einige wollen mehr erfahren, andere geniessen einfach ihre Zeit bei uns.
Was würden Sie Hotelièren und Hoteliers raten, die ehrlich nachhaltig wirtschaften möchten, sich aber im Dschungel von Marketing und Zertifizierungen verloren fühlen?
Nachhaltigkeit in die Unternehmenskultur einbinden und die Mitarbeitenden von A–Z integrieren. Dann geschieht vieles schon sehr organisch. Labels helfen, dies zu messen, und dienen als Wegweiser. Sie sollten aber nicht aus reinen Marketingüberlegungen angestrebt werden.
Hochkarätiges Programm am fünften Hospitality Summit
Der Hospitality Summit feiert am 18. und 19. Juni in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon sein fünfjähriges Bestehen. Der bedeutende Branchentreffpunkt verspricht einmal mehr ein erstklassiges Programm mit engagierten Führungskräften, motivierten Fachleuten und starken Branchenpartnern. [IMG 2]
Im Zentrum stehen die Trends, die die Hotellerie und Gastronomie prägen. Renommierte Referentinnen und Referenten präsentieren neuste Erkenntnisse, teilen inspirierende Erfahrungen und diskutieren an Podiumsdiskussionen und Keynotes über aktuelle Herausforderungen. An der Abendveranstaltung oder während der Networking-Pausen bleibt genügend Zeit für den persönlichen Austausch.
Am 18. Juni diskutieren Daniel F. Lauber, André Cheminade und Chantal Cartier über Greenwashing in der Hotellerie.
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