Letizia Elia, der ESC brachte internationales Rampenlicht nach Basel – war der touristische Nutzen im Verhältnis zum Aufwand?
Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mit über einer halben Million Besuchenden und der enormen medialen Resonanz – neben der globalen Ausstrahlung des ESC wurden durch begleitende Berichterstattung 434 Millionen Kontakte erzielt – hat sich der ESC als einzigartige Gelegenheit gezeigt, sich vor einem solch grossen Publikum zu präsentieren. Für den Basler Tourismus steht neben der kurzfristigen Belebung auch die langfristige Wertschöpfung im Fokus. Der ESC war eine aussergewöhnliche Plattform zur internationalen Positionierung Basels.
Ist es aus Ihrer Sicht gelungen, Basel auch langfristig als Reisedestination zu positionieren?
Den Fokus in der Vermarktung haben wir insbesondere auf die Positionierung als Kunst-, Kultur- und Architekturstadt gelegt. Mit der Lancierung unserer Kampagne «Tell your Friends» wollten wir unseren Gästen das authentische Basel zeigen und auf die vielen Erlebnisse neben der offiziellen Veranstaltungsorte hinweisen. Durch gezielte Imagepflege und neue Eventformate soll Basel so langfristig als attraktive Grossevent- und Tourismusstadt positioniert werden. Basel Tourismus hat im Rahmen der Bewerbung rund um den ESC 50 Medienschaffende und mehr als 40 Influencer betreut.
Die Zusammenarbeit war enorm wichtig für das Gelingen dieses Grossanlasses.
Konnten Sie neue Zielgruppen erreichen?
Das ESC-Publikum ist sehr heterogen und von daher sehen wir das Potenzial sowohl in unseren kulturellen wie auch saisonalen Angeboten wie beispielsweise dem Sommer in Basel mit dem Rheinschwimmen oder dem Basel Tattoo. Zudem sind die besonders ESC-begeisterten Märkte wie Grossbritannien, Schweden und die Niederlande für uns interessant. Durch die Aufmerksamkeit der letzten Monate und insbesondere der letzten Woche vor Ort sehen wir hier auch das Potenzial für einen längerfristigen Effekt auf steigende Gästezahlen aus diesen Ländern.
Wie wichtig war die enge Zusammenarbeit zwischen Tourismusorganisation, Stadt, Veranstaltern und Hotellerie, aber auch der Bevölkerung für das Gelingen des ESC?
Die Zusammenarbeit zwischen dem Kanton, der SRG, der EBU, Basel Tourismus und zahlreichen Partnern vor Ort war enorm wichtig für das Gelingen dieses Grossanlasses. Während der ganzen ESC-Woche waren auch zahlreiche Institutionen – Museen, Veranstalter, Kulturschaffende – beteiligt. In der Tat hat auch die lokale Bevölkerung den ESC mit ihrem Enthusiasmus mitgetragen und zu seinem Erfolg beigetragen.
Nach dem ESC ist vor der Frauen-EM. Welche Learnings ziehen Sie für den nächsten Grossevent?
Basel hat gezeigt, dass es Grossevents dieser Dimension erfolgreich stemmen kann. Das stärkt unser Selbstvertrauen und bestätigt, dass wir solche Veranstaltungen – wie in Kürze die WEURO – auch künftig erfolgreich umsetzen können.
SRG und Gastgeberstadt Basel ziehen euphorische Bilanz zum ESC
Über eine halbe Million Menschen haben letzte Woche die Angebote rund um den Eurovision Song Contest (ESC) in Basel genutzt. Die SRG und die Gastgeberstadt ziehen eine positive Bilanz zur ESC-Woche.
«Es sind diejenigen Zahlen, die wir erträumt haben, unsere Erwartungen wurden erfüllt», sagte der Basler Regierungspräsident Conradin Cramer vor den Medien. «My wildest dreams sind true gekommen», zitierte er den österreichischen ESC-Sieger JJ.
Rund 170 Millionen Menschen verfolgten den ESC am Bildschirm
Insgesamt über 100'000 Personen besuchten die Shows in der St. Jakobshalle und in der Arena plus. Mindestens so viele wohnten am 11. Mai der Eröffnungszeremonie mit der Parade durch die Basler Innenstadt bei.
Weitere 343'000 Personen besuchten die Begleitprogramm-Anlässe, wie an der Bilanzmedienkonferenz bekannt wurde. Pro Tag besuchten etwa 23'000 Menschen das Eurovision Village in der Messehalle 1. Die Bühne des Eurovision Square am Barfüsserplatz zog bis zu 25'000 Gäste an.
«Wir haben gespürt, dass die Stadt Basel von Anfang an wirklich dabei war», sagte SRG-Generaldirektorin Susanne Wille und bedankte sich bei allen Beteiligten. Die Stimmung sei friedlich gewesen und der «Funke des ESC» auf die Gesellschaft übergesprungen, so Wille.
Parkhäuser beim Finale halb leer
Der ESC bescherte der Basler Hotellerie rund 50'000 Logiernächte, darunter etwa 3000 Gäste in privaten Unterkünften, wie die Basler Tourismusdirektorin Letizia Elia bilanzierte. Zu Wochenbeginn lag die Auslastung der Hotels bei 85 Prozent, in der zweiten Wochenhälfte gar bei 95 Prozent. Dies bedeutet einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum üblichen Mai-Durchschnitt von 60 Prozent, wie Elia erklärte.
Insgesamt waren in Basel während der ESC-Woche 250 Stunden Live-Musik zu hören, wie Host City-Projektleiter Beat Läuchli sagte. «Es war ein Volksfest, wie es sein muss», sagte Läuchli. Zudem seien am Finaltag die Parkhäuser der Stadt nur zur Hälfte ausgelastet gewesen. Das ÖV-Konzept mit den Extrazügen sowie zusätzlichen Tram- und Busfahrten habe sich also bewährt.
Auch die beiden ESC-Produzenten Reto Peritz und Moritz Stalder zogen eine positive Bilanz zum Grossanlass. So wurde das erste Halbfinale von 552'000 Personen auf den SRG-Sendern mitverfolgt, das zweite Halbfinale von 594'000 Menschen. Die Quoten zum Finale liegen noch nicht vor. (keystone-sda)