Die Besucherzahlen aus den USA steigen kontinuierlich. Eine vertiefte Datenanalyse der KOF zeigt nun: Hinter der anhaltenden Reiselust der US-amerikanischen Gäste steckt ein Mix aus wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit, cleverer Angebotsgestaltung und strukturellem Wandel. Ein Trend, der nicht nur stabil wirkt – sondern sich zunehmend verfestigt.
Laut den exklusiven KOF-Zahlen zeigen sich nach einem Rekordhoch im 2024 auch Anfang 2025 zweistellige Wachstumsraten.
Während vielerorts Inflation, geopolitische Risiken und ein volatiler Dollar als Risikoquellen gelten, zeigt der US-Markt für die Schweiz eine auffällige Robustheit. Das hat laut KOF vier zentrale Gründe:
1. Starke Ausgabenfreude trotz Inflation
Die realen Konsumausgaben der US-Haushalte steigen weiter – allein im März um 0,7 Prozent. Laut U.S. Travel Association sollen die Reiseausgaben im laufenden Jahr um knapp 4 Prozent zulegen. Für ein Premiumziel wie die Schweiz bedeutet das: Der Markt bleibt nicht nur stabil – er wächst. «Amerikanische Gäste gönnen sich bewusst Qualität. Die Schweiz steht für Sicherheit, Natur und Exklusivität», erklärt KOF-Ökonom Tim Reinicke. [RELATED]
2. Wechselkursrisiken werden aktiv abgefedert
Zwar fiel der US-Dollar im Frühjahr 2025 zeitweise auf nur 0.86 Franken – doch für viele US-Gäste spielt der Kurs in der Praxis eine kleinere Rolle. Pauschalangebote, kalkuliert in Dollar, sowie Margenpuffer bei Airlines und Reiseveranstaltern sorgen dafür, dass die Währungsschwäche kaum auf dem Preisschild ankommt. «Die Preiswahrnehmung bleibt für viele positiv – trotz realer Teuerung», so Reinicke.
3. Angebotspolitik wirkt stabilisierend
Ein weiterer Stabilitätsfaktor ist die Angebotsseite: Die transatlantische Flugkapazität wächst. Direktverbindungen wie Zürich–New York oder Genf–Washington sind diesen Sommer teils ab 500 Franken buchbar – ein Preisniveau, das selbst inneramerikanische Fernreisen nicht immer unterbieten können. Die Schweiz bleibt so nicht nur exklusiv, sondern auch erreichbar.
4. Wintersport mit echtem Preisvorteil
Für Wintersportgäste ist die Schweiz oft sogar günstiger als die USA: Tageskarten in Top-Skigebieten wie Davos, Zermatt oder Laax bleiben meist unter 100 Franken. In den USA hingegen verlangen Spitzenresorts wie Vail oder Aspen an Feiertagen schnell 200 Dollar oder mehr – bei deutlich geringerer Dichte und Erreichbarkeit.
Was auf den ersten Blick wie ein zyklischer Aufschwung wirkt, ist laut KOF längst ein struktureller Wandel: Der US-Markt macht inzwischen über 20 Prozent aller ausländischen Logiernächte aus. Die Gäste bleiben länger, geben mehr aus und reisen öfter auch in der Nebensaison. Damit gewinnen sie nicht nur an Bedeutung, sie verschieben das Kräfteverhältnis unter den Quellmärkten – zulasten Europas.
Die Lage bleibt nicht ohne Unsicherheiten: Der US-Consumer-Confidence-Index fiel im April auf nur 86 Punkte – den tiefsten Stand seit 2011. Ein weiterer Rutsch des Dollars unter 0.80 Franken könnte die Preisakzeptanz beeinflussen. Doch das Basis-Szenario der KOF bleibt optimistisch: «Solange Einkommen wachsen und der Zugang zur Schweiz erschwinglich bleibt, wird der US-Markt seine Rolle als stärkster Fernreisemarkt festigen», sagt Reinicke.
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