Markus Tschannen, wie viele Hörerinnen und Hörer erreicht das «Tourismus-Briefing»?
Wir bedienen mit den Podcasts eine Nische: Sie richten sich an eine ausgewählte Gruppe von Medienschaffenden, vor allem Reisejournalistinnen und -journalisten. Der Podcast wird als Teil eines Newsletters verschickt, der pro Sprachregion an etwa 30 bis 40 Personen geht. In Zukunft möchten wir die Formate öffnen und auch Menschen ansprechen, die sich mit Reisen in der Schweiz beschäftigen – etwa Content Creators, Instagrammerinnen oder Reiseblogger.

Wie kam es dazu, dass Sie selbst den Podcast moderieren? Ist Medienerfahrung die wichtigste Voraussetzung?
François Germanier, der das französische Format Point Touristique moderiert, und ich sind bei ST vor allem als Mediensprecher tätig und nutzen den Podcast als einen von mehreren Kanälen. Wir bringen Medienerfahrung mit, mussten uns das Podcast-Handwerk aber ebenfalls schrittweise aneignen. Das ist der Vorteil dieses Formats: Es eignet sich sehr gut für Learning by Doing. Für den Einstieg braucht es kein grosses Vorwissen – der Podcast lässt sich laufend weiterentwickeln.

So gelingt ein Hotel-Podcast
Ziel definieren: Gäste informieren, binden oder inspirieren?

Zielgruppe kennen: Wer hört wann und warum zu?

Einfach starten: Kurzes Format, klare Struktur, regelmässiger Rhythmus

Authentisch bleiben: Kein Werbesprech – echte Geschichten und Einblicke

Persönlich erzählen: Nicht ablesen, sondern frei sprechen

Technik simpel halten: Gutes Mikrofon, ruhiger Raum, einfache Software

Verbreiten: Website, Buchungs-Mail, Pre-Stay-Info, Newsletter

Gäste einbeziehen: Feedback abholen, Themenwünsche aufnehmen

Lokale Inhalte nutzen: Tipps, Erlebnisse, Menschen aus der Region

Dranbleiben: Erfahrungen sammeln, Format weiterentwickeln

Wie entstand die Idee zum Podcast, und welches Ziel verfolgt ST damit?
Wir sehen den Podcast als sinnvolle Ergänzung im Kanal-Mix zur Kommunikation mit unserer Zielgruppe. Die Stimme als Medium schafft mehr Nähe als Text – ist aber weniger aufwendig als Video. Viele Journalistinnen und Journalisten erreichen wir zwar auch direkt, aber eher unregelmässig. Der Podcast bietet eine Möglichkeit, sie monatlich mit relevanten Themen zu versorgen.

Wie wählen Sie Themen und Gäste aus?
Die Auswahl erfolgt nach Saisonalität, Aktualität und Relevanz für die Zielgruppe. Die jüngste Folge behandelt die Fussball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz. François und ich wählen die Themen selbst aus und recherchieren sie, was dem Format eine persönliche Note verleiht. Zunehmend erreichen uns aber auch Vorschläge – sowohl aus der Branche als auch von Hörerinnen und Hörern.

Gäste sind im kurzen Format optional. Meist handelt es sich um Fachpersonen aus dem ST-Team oder der Branche. Sie bringen zusätzliche Expertise ein – und sorgen bei längeren Formaten für Abwechslung. Beim dreiminütigen Podcast ist es allerdings eine Herausforderung, Gäste sinnvoll zu integrieren.

Wie hoch ist der Produktionsaufwand?
Im Tagesgeschäft fehlt uns die Zeit für eine aufwendige Produktion. Das muss aber auch nicht sein. Ein Podcast erfüllt seinen Zweck oft auch mit geringem Aufwand. Von der Ideenfindung über die Recherche bis zur Veröffentlichung investieren wir pro Folge etwa einen Arbeitstag. Das Budget ist nahe null.

Der organisatorische Aufwand steigt exponentiell mit der Anzahl Beteiligter. Ein Gast bedeutet deutlich mehr Koordination. Zwar verfügen wir intern über professionelle Produktionsmittel – wir setzen aber bewusst auf ein einfaches Setup. Die Devise lautet: Aufwand niedrig halten, Wirkung maximieren.

Welches Setup empfehlen Sie Einsteigerinnen und Einsteigern?
Ein gutes Mikrofon – etwa das NT-USB von Rode –, eine einfache Schnittsoftware wie Garageband, ein Popschutz und Kopfhörer genügen. Ideal ist es, sich während der Aufnahme selbst über Kopfhörer zu hören. Etwas gewöhnungsbedürftig am Anfang – aber hilfreich. Als Hosting-Plattform eignet sich beispielsweise Spotify.

Was sind typische Fehler beim Podcast-Start?
Zu hohe Erwartungen und zu grosse Pläne, die sich nicht realisieren lassen. Viele überschätzen auch das potenzielle Publikum. Besser klein anfangen und das Format schrittweise ausbauen. Gleichzeitig braucht es ein klares Konzept: Wer soll zuhören? Was ist für diese Zielgruppe relevant?

Weitere Stolpersteine: schlechte Tonqualität und abgelesene Texte. Die Technik ist oft gar nicht das Problem – sondern die Raumakustik. Hallige Räume mit Glasfronten mindern die Qualität, während Vorhänge und Polstermöbel dämpfen. Manche zeichnen im Kleiderschrank auf. Entscheidend ist auch die Nähe zum Mikrofon – hier hilft Experimentieren. Auch mit der Stimme lohnt sich der Versuch: Verschiedene Betonungen ausprobieren – und die natürlichste Variante wählen. Die Aufnahme wirkt am besten, wenn man sich vorstellt, mit einer Person zu sprechen, nicht mit einem Mikrofon.

Welches Feedback hat Sie besonders gefreut?
Wenn Journalistinnen und Journalisten Inhalte aus dem Podcast in ihre Beiträge übernehmen, ist das für uns die grösste Bestätigung. Nicht alle hören gerne Podcasts. Darum verschicken wir den Podcast stets mit einem begleitenden Newsletter, der die wichtigsten Informationen zusammenfasst – das wurde mehrfach gelobt.

Versetzen Sie sich in einen Hotelbetrieb – wie erreicht ein Hotel mit einem Podcast eine breite Hörerschaft?
Die Frage ist, wie breit die Hörerschaft überhaupt sein muss. Um als einzelnes Hotel zur Neukundengewinnung eine breite Hörerschaft aufzubauen, braucht es schon eine geniale Idee und eine noch genialere Umsetzung. Ich sehe grösseres Potenzial für einen Hotel-Podcast bei der Kundenbindung oder bei der Verbesserung des Aufenthaltserlebnisses.

Welche Kanäle eignen sich zur Verbreitung besonders gut?
Die bestehenden. Also jene, über die das Hotel bereits mit den Gästen kommuniziert: etwa die Website, die Buchungsbestätigung, ein Pre-Stay-Mail, Informationen während des Aufenthalts oder der Kundenbindungs-Newsletter. In all diesen Phasen kann ein Podcast sinnvoll integriert werden.

Die Unternehmenskommunikation von Schweiz Tourismus (ST) betreibt mit dem «Tourismus-Briefing» und dem «Point Touristique» einen deutsch- und einen französischsprachigen Kurzpodcast. Die Formate erscheinen monatlich, dauern rund drei Minuten und informieren über aktuelle touristische Angebote in der Schweiz – etwa geöffnete Bergbahnen, neue Wanderwege oder Hotelneueröffnungen. Mit dem Podcast will ST vorwiegend Medienschaffende der jeweiligen Sprachregion ansprechen.

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